Vergüten
Unter Vergüten versteht man eine zweistufige Wärmebehandlung, die aus Härten und nachfolgendem Anlassen besteht, damit bei einer bestimmten Zugfestigkeit eine hohe Zähigkeit erhalten wird. Je nach Anforderung an den Werkstoff können durch Vergüten Zähigkeits- und Festigkeitseigenschaften in einem weiten Rahmen beeinflusst werden. Abhängig von dem beim Härten verwendeten Abschreckmedium spricht man auch von Wasser-, Öl- oder Luftvergütung (bzw. Vergüten an Luft). Letzteres wird bei der Gebr. Löcher Glüherei GmbH angewandt.
Beim Vergüten werden insbesondere Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,2 bis 0,6 % eingesetzt. Die Härtetemperaturen liegen dabei ca. 50 °C oberhalb der Ac3-Linie, ca. bei 850 bis 950 °C. Übereutektoide Stähle (C-Gehalt > 0,8 %) weisen hingegen eine wesentlich höhere Härte- oder auch Austenitisierungstemperatur auf. Sie beträgt ca. 950 °C bis max. 1050 °C. Entscheidend für die Wärmebehandlung beim Härten ist eine definierte und schnelle Abkühlung, auch „Abschreckung“ genannt, in den Medien Wasser, Öl oder an Luft, um das martensitische Härtegefüge im Stahl zu erreichen.
Für manche Stähle ist eine Wasser- und Ölabschreckung aus den verschiedensten Gründen (Wärmespannungen, Härteverzug, Bauteilrisse, etc.) jedoch nicht sinnvoll und müssen deshalb langsamer, in diesem Falle an Luft abgekühlt werden. Insbesondere bei Stählen mit steigendem C-Gehalt (> 0,5 %) und zusätzlichen Legierungselementen wie Chrom und Nickel nimmt die kritische Abkühlungsgeschwindigkeit erheblich ab und bedarf daher lediglich eine moderate Luft-Abschreckung. Um die Sprödigkeit und Härtespannungen des gehärteten Stahles wieder weitestgehend zu beseitigen, werden die Stähle anschließend bei niedrigeren Temperaturen (300 bis 680 °C) nach sehr individuellen Kriterien und Methoden wieder „angelassen“.